|
|
40.
Equinox-Marathon 2002
Am Wochenende um die Tag-
und Nachtgleiche findet traditionell in Fairbanks ein Bergmarathon statt, der
als der anspruchsvollste des amerikanischen Kontinents bezeichnet wird. Nichts
ist normal an dieser Veranstaltung. Die Streckenführung geht über
Asphaltstraßen, Schotterwege, Trampelpfade, Skitrails und Trassen für elektrische
Leitungen. Die Oberfläche des Bodens kann trocken, feucht, rutschig, schlammig,
eisig oder schneebedeckt sein. Bei derselben Veranstaltung kann man spätsommerliche
Temperaturen an Start und Ziel erwarten, während auf dem Esther Dom ein
Blizzard tobt. 2002 wurde im Herbstnebel gestartet, kurz vor dem Esther Dome
tauchte man aus dem Nebelmeer in eine sonnenüberglänzte alpine Tundra auf, um
bergab wieder in das Nebelmeer einzutauchen. Die Strecke ist mit einem Rodelberg
am Start sowie einem Skihügel am Finish garniert, immer abwechslungsreich, so
daß dauernde Rhythmuswechsel des Läufers erforderlich sind. Wenn man zu seiner
üblichen Marathonzeit ca. eine Dreiviertelstunde addiert, schätzt man die
bestmögliche Laufzeit für den Equinox-Marathon damit ab.
Gleich nach dem Start mit einem Kanonenschuß geht es den steilen Rodelberg
hinauf, auf dessen Anhöhe ein schmales Gattertor die Läuferschlange wie ein
Nadelöhr filtert. Gedränge gibt es jedoch kaum, bereits im Steilstück haben
sich die schnellen und langsamen Läufer im Feld an passender Position
eingereiht. In den bewaldeten Teilen auf dem Skitrail machen zahlreiche
Baumwurzeln dem Läufer das Leben schwer. Sie sind zwar mit orangeroter
Sprayfarbe durch unermüdliche Helfer sämtlich gekennzeichnet - doch wie soll
man sie in der Farbenpracht des gleichzeitig fallenden Herbstlaubs überhaupt
erkennen? Nach dem ersten Wechsel der Staffeln bei einer Bahnkreuzung geht es
dann richtig zur Sache. Es gibt zwar zahlreiche offizielle Verpflegungsstellen
mit Elektrolyten, Wasser, Bananen etc., doch tut man gut daran, einen eigenen
Helfer zu haben, von dem man eine warme Jacke erhalten kann, wenn man aus dem
Bergwald auftaucht und den freiliegenden Esther Dome angeht, wo immer mindestens
ein frischer Wind bläst. Nach Erreichen des Doppelgipfels denkt man, das
Schlimmste sei geschafft...Bis zum Wendepunkt geht es noch mehrmals ab- und
aufwärts, bis dann endlich der Esther Dome auf dem Rückweg verlassen wird. Auf
den Strecken mit Gegenverkehr rufen die Läufer sich freundliche Ermunterungen
zu wie "looking good" "almost done", was wirklich
aufbaut.Auf dem Abstieg kann man sich nun aber nicht wirklich ausruhen, denn die
Strecke verläßt die Schotterstraße und folgt einer Hochspannungstrasse
abwärts in der Direttissima, die wegen ihrer Steilheit nur Trippelschritte
zuläßt. Im anschließenden Wald fühlt man sich dann ziemlich einsam und matt,
bis plötzlich wieder die Schotterstraße auftaucht und freundliche Helfer wie
Publikum einen erschöpften Läufer mit ihrer Begeisterung bis ins Ziel
tragen. Am Abend gibt es eine perfekte Ergebnisliste, die Siegerehrung
ist zügig und persönlich. Die ganze Veranstaltung lebt vom Enthusiasmus
unzähliger Helfer und dem Geld einiger kleinerer Sponsoren. Mehr als 700
Teilnehmer kommen in diesem entlegenen Ende der Welt kaum zusammen, Ausländer
sind freundlich begrüßte Exoten. Auffallend der hohe Anteil an Frauen, die
exzellente Zeiten laufen.
Startschuß
2002 Gila
als fliegende VerpflegungsstelleFür einen Bewohner der Norddeutschen
Tiefebene scheint es vermessen, sich an einen so schwierigen Bergmarathon zu
wagen. Selbst mit einem einzigen Sandberg von 80 m Höhe kann man jedoch so
trainieren, daß es zum Altersklassensieg 2001 (48. Gesamt) und 2. Platz 2002
(56. Gesamt) reichte. Vollständige Ergebnisliste unter www.equinoxmarathon.org/
abrufbar. Siehe auch Linkliste. Wer Lust auf ein Laufabenteuer bekommen hat, kann sich gerne mit uns
in Verbindung setzen.
Zurück zur Hauptseite
|